Alltagsethik

Resilienzforschung. Welche Geisteshaltung verleiht mir mentale Stärke?

Ohne Zweifel leben wir in einer turbulenten und fordernden Zeit: Kriege, Rezession, Preissteigerungen, Pandemien, drohender Stellenabbau – überall. Dazu spaltet sich die Gesellschaft immer weiter. Die Differenzen scheinen unüberbrückbar. Die Mehrzahl der täglichen Nachrichten ist negativ. Dabei war jedes Zeitalter von seinen ganz eigenen Schwierigkeiten geprägt, aber die Omnipräsenz der medialen Berichterstattung führt dazu, dass wir mit negativen Nachrichten geradezu bombardiert werden und dies in Echtzeit – täglich. Diese niemals endende Flut an negativen Nachrichten, gepaart mit den Sorgen und Nöten, die sich in unserem persönlichen Leben abspielen, kann nur allzu leicht zu Angstzuständen oder gar Depressionen führen.

Andererseits gibt es immer Menschen, die niemals den Optimismus verlieren, egal mit welchen Schwierigkeiten sie im Leben konfrontiert werden. Das bedeutet nicht, dass sie nicht unter schwierigen Umständen leiden, sondern, dass sie die Fähigkeit besitzen, damit konstruktiv und mit intelligentem Optimismus umzugehen. Diese Fähigkeit nennt man Resilienz. Wir suchen in diesem Artikel nach Strategien, Gedanken und ganz allgemein nach einer Geisteshaltung, die uns bei der Entwicklung und Stärkung von Resilienz helfen kann.

Unser Impulsbeitrag[1] basiert dabei auf dem Spiegel + Magazin Artikel „Menschen können an einer Krise zerbrechen. Aber manchmal entsteht eine neue Kraft“. Die Resilienzforscherin Cornelia Richter, die Professorin für Systematische Theologie an der Universität Bonn ist und das interdisziplinäre Forschungsprojekt „Resilienz in Religion und Spiritualität“ leitet, wird in dem Artikel unter anderem zu ihrem Forschungsprojekt interviewt.

1. Impulsbeitrag: Was verstehen wir unter Resilienz?

In dem Interview bezieht sich Frau Prof. Richter u.a. auf eine Kollegin – Frau Franziska Geiser, Ärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn –, die an ihrem Forschungsprojekt zu Resilienz mitarbeitet und dabei zwischen verschiedenen Ebenen von Resilienz unterscheidet.

Es gibt dabei auf der ersten Ebene den üblichen Alltagsstress, bei dem so etwas wie “Alltagsresilienz” gefordert ist. Hier geht es um die Bewältigung der täglichen Herausforderungen, wie etwa die Gäste stehen zu früh vor der Tür, die Milch kocht über, ein Glas fällt mir herunter und zerbricht, etc.

Dann gibt es auf der zweiten Ebene die kleineren Krisen, wie zum Beispiel, wenn man als Pendler immer zwischen der Bahn und dem Auto wechseln muss, weil die Bahn ständig ausfällt. Diese Art „Krisen“ belasten einen schon mehr, vor allem wenn sie ein Dauerzustand sind. Man kann diese aber gut managen, indem man seine Routinen umstellt oder anpasst. Bei diesen beiden ersten Ebenen geht es also eher darum sich mit seiner Umwelt in Einklang zu bringen, sich anzupassen.

Nach Prof. Richter meint Resilienz jedoch noch mehr. Resilienz ist die Perspektive auf das eigene Leben, die dann zum Tragen kommt, wenn all die Strategien, das eigene Wohlbefinden zu steigern, und der Selbstoptimierung an ihre Grenzen kommen und man „am Boden liegt“. Es ist nach Prof. Richter dabei nicht garantiert, dass ich eine schwere Krise bewältigen kann, nur weil ich die unteren beiden Ebenen mit meiner “Alltagsresilienz” meistere.

Krisen dieser dritten Ebene sind existenzielle Krisen, die einem in eine Art Ohnmachtszustand verfallen lassen. Man kommt so sehr aus dem Tritt, dass man einen Kontrollverlust erlebt, der sich auf die Lebensplanung und seine Perspektive auf das Leben selbst auswirkt. Solche Zustände könne zu einer Depression führen, bei der wir ein hohes Maß an Ohnmacht empfinden. Dieser Extremzustand destabilisiert uns mental und ist oftmals mit einer Form von realem oder empfundenem Verlust verbunden (man verliert einen geliebten Menschen, seine Arbeit, sein Einkommen), oder man wird hintergangen, oder die Verantwortung wird so groß und die Aufgabenfülle so erdrückend, dass man in Versagensangst untergeht, oder die gesamte Einstellung zum Leben wird durch ein Ereignis erschüttert, etc. All diese Extremzustände haben gemein, dass sie uns ein Gefühl, dass einem buchstäblich „der Boden unter den Füßen weggezogen“ wird, geben.

Nach Prof. Richter zeigt die Resilienzforschung, dass man nicht von einer angeborenen „Resilienzpersönlichkeit“ sprechen kann. D.h. im Umkehrschluss das Resilienz keine Charaktereigenschaft ist, die man entweder hat, oder nicht hat, sondern sie kann im Laufe der Zeit entwickelt und gestärkt werden. Und genau hier setzt unsere Umfrage an: wir versuchen herauszufinden, welche der folgenden Geisteshaltungen – Ihrer Meinung und Erfahrung nach – am wirksamsten sind Resilienz zu entwickeln und zu stärken. Sicherlich können alle im Umfragen-Teil erläuterten Geisteshaltungen mehr oder weniger bei der Entwicklung und Stärkung von Resilienz beitragen. Uns interessiert, welche für Sie ganz persönlich die bisher Wirksamste war, damit wir alle davon lernen können.

2. Umfrage-Teil: Welche der folgenden Geisteshaltungen ist zur Entwicklung und Stärkung von Resilienz am wirksamsten?

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Finden Sie sich bei den Antworten nicht wieder? Dann schreiben Sie uns per Email an info@ethica-rationalis.org oder nutzen Sie unser Kontaktformular.

 

Autoren: Das Ethica Rationalis Redaktionsteam

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[1] Ähnlich wie auch schon bei unseren Artikeln „Neues aus der Glückforschung. Glück, das nicht langweilig wird.“ und „Die 7 digitalen Todsünden“ wollen wir einen kurzen Impulsbeitrag basierend auf dem Interview von Frau Prof. Richter voranstellen, im anschließenden Umfrage-Teil suchen wir Ihre Meinung zu der Wirksamkeit unterschiedlicher Strategien, Gedanken und Geisteshaltungen.