Alltagsethik

Neues aus der Glückforschung. Glück, das nicht langweilig wird.

Wir sind vor kurzem auf ein Interview des Neurobiologen Gerhard Roth im Online Magazin „Spiegel +“ gestoßen. Thema: „Es gibt nur eine Art von Glück, die einem nicht langweilig wird“.

Wir wollen Ihnen im Folgenden 1) die von Roth unterschiedenen Arten von Glück erläutern und 2) von Ihnen wissen welche Lebenseinstellung zu anhaltendem Glück führen kann. Vergleichen Sie im Umfrage-Teil Ihre Meinung mit der anderer.

1) Wie viele verschiedene Arten von Glück gibt es nach Roth? Wir müssen unterscheiden zwischen:

Glück

Nach Roth ist Glück ein kurzfristiges Ergebnis eines Belohnungsprozesses im Gehirn. Glückauslöser können dabei zum Beispiel sein: Sex, Alkohol, Drogen, Extremsport, Gehaltserhöhung, unerwarteter Gewinn, Verliebtsein, Jobangebot, etc. Alle diese Glücksmomente haben eines gemeinsam: sie halten nur für eine gewisse Zeit an und sorgen dafür, dass wir danach eventuell umso tiefer in ein Gefühl von Unglücksein zurückfallen. Unzufriedene Menschen suchen stärker nach diesen Auslösern von Glückmomenten. Mitunter irren sie umher und hoffen darauf, dass sich das Glück hinter der nächsten Ecke befindet. Es ist nach Roth eine ständige, diffuse, ungerichtete Suche nach Glück, oder besser gesagt: kurzfristigen Glückstriggern.

Intrinsisches Glück

Nach Roth ist intrinsisches Glück ein Glück, bei dem man aus sich selbst heraus Spaß an dem hat, was man gerade macht oder erlebt. Etwas Neues zu lernen, hören oder zu sehen. Freude an der Arbeit, Musik hören, ein gutes Gespräch, an einer wichtigen Sache mitarbeiten. Man sagt, dass dieses Glück nicht in die Sättigung geht – dass man seiner also nicht überdrüssig wird. Wenn einem sein Job gefällt und er einen befriedigt, dann wird man ihn auch weiterhin gern erledigen und dabei Glück empfinden. In diesen Momenten verkettet sich das momentane Glücksgefühl mit der Zufriedenheit im Leben, das Glücksempfinden wird so langfristiger. Das sind die Phasen, in denen man zum Beispiel in einen „Flow“ kommt und durcharbeiten kann. In denen Künstler innerhalb eines Monats Opern oder Symphonien schreiben, oder die Motivation, die ein Wissenschaftler erfährt, der sein Forschungsgebiet über alles liebt. Aber auch diese Art des Glücks kann nach Roth ein Ende finden. Der Schaffensrausch kann abebben – ist das Werk, oder das Forschungsprojekt beendet, ist der Künstler erst einmal leer, der Wissenschaftler ausgelaugt.

Zufriedenheit im Leben

Nach Roth ist Zufriedenheit im Leben nicht Glück, es handelt sich um zwei völlig unterschiedliche Dinge. Sie werden nach Roth auch in unterschiedlichen neurobiologischen Systemen verarbeitet. Bei der Zufriedenheit im Leben handelt es sich dabei um eine Lebenseinstellung – ein grundlegendes Persönlichkeitsmerkmal. Zufrieden ist dabei jemand, der über ein ausgeprägtes Stressmanagement verfügt und in sich die Fähigkeit entwickelt hat sich selbst beruhigen zu können. Wer zufrieden ist, braucht keinen Lottogewinn und will nicht über Nacht zum Superstar werden. Er ist zufrieden mit dem was er hat. Diese Lebenseinstellung bildet sich nach Roth bereits in unserer frühesten Kindheit aus und bleibt über das Leben hinweg relativ stabil. Wir können unsere Lebenseinstellung bewusst ändern, allerdings wird es umso schwerer, desto älter wir werden.

2) Kann man seine Zufriedenheit im Leben bewusst ändern? Was meinen Sie? Nur eine Antwort ist möglich!

Welche der möglichen Antworten deckt sich am besten mit Ihrer eigenen Meinung und Lebenseinstellung?
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Wir wollen auch noch auf zwei weitere Artikel zu dem Thema Glück auf unserer Webseite hinweisen:

Das kleine Glück – wie Dankbarkeit unser Leben verändern kann (Teil 1) und (Teil 2). Hier finden Sie auch noch weitere Gedanken zu diesem Thema.

Autoren: Das Ethica Rationalis Redaktionsteam

Kommentare:

Anonym – Sonntag, 12. September 2021 um 10:12 Uhr

Hallo,
ich denke, dass ein weiterer sehr wichtiger Punkt bei der Zufriedenheit im
eigenen Leben ist, sich bewusst auf all das Gute zu konzentrieren, das einem
jeden Tag widerfährt oder gelingt (auch kleine Dinge wie dass die Sonne
scheint, ein netter Gruß, eine freundliche Geste, etwas das einem gut
gelungen ist) oder die Stärken und Fähigkeiten die man hat. Dabei spielt
auch Dankbarkeit eine wichtige Rolle.

Es ist auch eine wichtige und kraftvolle psychotherapeutische Intervention
die oft in Therapien angewandt wird (das sogenannte Sonnen- oder
Freundentagebuch bei dem man sich täglich bewusst auf die guten Dinge
konzentriert und mindestens drei davon in ein Tagebuch aufschreibt,
„negative“ bzw. unangenehme Ereignisse werden bewusst nicht aufgeschrieben).

Vielen Dank für den schönen Artikel.