Erst im Sommer 2020 haben wir unseren Partner ROCK YOUR LIFE! und seine Arbeit vorgestellt. Ethica Rationalis und ROCK YOUR LIFE! verbindet, dass beide davon überzeugt sind, dass praktiziertes, ethisches Verhalten positive Wirkungen für den einzelnen und die Gesellschaft als Ganzes hervorbringt. Und jetzt gibt es genau dazu ganz aktuell eine Studie des ifo Instituts München von Anfang 20211), die zeigt, dass ROCK YOUR LIFE! wirkt.
Was macht ROCK YOUR LIFE!
ROCK YOUR LIFE! ist ein Netzwerk, das sich tatkräftig für mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit für junge Menschen einsetzt. Mit seinem Eins-zu-Eins-Mentoring-Programm versucht ROCK YOUR LIFE! Brücken zwischen Schülern, Studierenden und Unternehmen zu bauen.
Eine mehrjährige Begleitstudie des ifo Instituts München von mehr als 300 ROCK YOUR LIFE! „Mentees“2) zeigt beeindruckend:
Das ROCK YOUR LIFE! Mentoring-Programm für Schüler erreicht die Zielgruppe bildungsbenachteiligter Jugendlicher und nivelliert die Nachteile in Bezug auf ihre Arbeitsmarktreife und -chancen! Schulische Leistungen der Teilnehmer haben sich signifikant verbessert und sie haben sich auch persönlich stark weiterentwickelt.
Wo liegt das Problem bei den jugendlichen „Mentees“?
Sie bekommen daheim wenig Unterstützung, sprechen teils nur schlecht Deutsch, sind häufig an „Brennpunktschulen“: Stark benachteiligte Jugendliche haben oftmals schlechte Chancen. Doch, deren Chancen am Arbeitsmarkt können sich stark verbessern, wenn Studenten als Mentoren helfen, zeigt die Studie des Münchener ifo Instituts.
Die Schüler bekommen zu Hause oft nur wenig Hilfe von ihren Eltern, erläuterte der Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik, Ludger Wößmann. „Das Programm schließt die Lücke in ihren Arbeitsmarktaussichten im Vergleich zu Jugendlichen mit günstigerem Hintergrund.“
Was hat das ifo Institut München untersucht?
Die Forscher hatten in einer 5-jährigen Feldstudie untersucht, wie sich das potenzialorientierte Begleiten von Acht- und Neuntklässlern aus Haupt- beziehungsweise Mittelschulen durch Studierende im Rahmen des ehrenamtlichen „ROCK YOUR LIFE!“ Programms ausgewirkt hat. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Schulnoten bei stark benachteiligten Jugendlichen ebenso verbesserten wie Geduld, Sozialkompetenzen und Arbeitsmarktorientierung.
Demnach verbesserten studentische Unterstützer (Mentoren) ein Jahr nach Programmstart die Schulnoten der Jugendlichen in Mathematik, die Geduld und die Sozialkompetenzen sowie die Arbeitsmarktorientierung der Schüler. Ein wichtiger Aspekt dabei sei, dass die Jugendlichen ihre Mentoren als Ansprechpartner ansähen, um über ihre Zukunft zu sprechen. „Die positiven Effekte finden sich für Mädchen und Jungen gleichermaßen“, ergänzt Sven Resnjanskij, Koautor der ifo-Studie.
Die familiären Umstände seien nicht selbst verschuldet und lägen außerhalb der Kontrolle des Einzelnen, sagt Wößmann. Unterschiede in der familiären Unterstützung seien ein wesentlicher Faktor für soziale Ungleichheit. So könne es nach Berechnungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) in Deutschland sechs Generationen dauern, bis die Nachkommen einer einkommensschwachen Familie das Durchschnittseinkommen erreichen. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass bei Jugendlichen aus weniger benachteiligten familiären Verhältnissen keine positiven Effekte des Programms nachweisbar waren.
„Für stark benachteiligte Jugendliche übersteigen die zu erwartenden Einkommenserträge die Kosten des Programms um ein Vielfaches, wir kommen auf ein Verhältnis von 30:1“, führte Wößmann aus. Elisabeth Hahnke, die Geschäftsführerin von „ROCK YOUR LIFE!“, betonte noch ein weiteres Ergebnis der Studie. Bislang seien viele davon ausgegangen, dass unterschiedliche Bildungschancen nur in sehr jungen Jahren ausgeglichen werden könnten. „Wir sehen jetzt, dass wir das auch noch im Alter von 13, 14, 15 Jahren machen können, das ist ein absolut positives, sensationelles Ergebnis.“ Integrationsstaatsministerin Annette Widmann-Mauz sagt: „Die Ergebnisse sind Ansporn für alle Bildungsverantwortlichen: Mentoring wirkt, baut Jugendlichen aus bildungsfernen Familien – ob mit oder ohne Einwanderungsgeschichte – eine Brücke in die Ausbildung und verbessert damit ihre Arbeitsmarktchancen. Solche Programme brauchen wir viel öfter.“
Die Pressekonferenz mit dem ifo Institut, in dem die Studie vorgestellt worden ist, finden Sie hier unter diesem Link.
Autor: Das Ethica Rationalis Redaktionsteam
Fußnoten:
1) Das Projekt wurde von der Wübben Stiftung, der Jacobs Stiftung, der Stiftung Porticus und der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung finanziell unterstützt. Markus Warnke, Geschäftsführer der Wübben Stiftung, sagt: „Die Ergebnisse der Studie sind nicht nur ein Kompliment für die vielen ehrenamtlich engagierten Paten, sondern auch eine Verpflichtung an die Politik, solche Projekte zu unterstützen.“
2) An der Studie nahmen 308 Jugendliche in 19 Schulen teil. Sie wurden in eine Teilnehmergruppe und eine Vergleichsgruppe geteilt, um die Unterschiede herauszuarbeiten. Der Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund unter den Teilnehmern fiel mit 58 Prozent mehr als doppelt so hoch aus wie der deutsche Durchschnitt (28 Prozent). Jeder vierte Jugendliche in der Stichprobe lebte in einem alleinerziehenden Haushalt, verglichen mit 14 Prozent im deutschen Durchschnitt.