EventsWirtschaftsethik

Workshop „Erfolgsfaktor Unternehmenskultur“ (28. Juni – 1. Juli 2010)

Welche Rolle spielen Werte, Überzeugungen, Einstellungen und Verhaltensregeln im Rahmen von wirtschaftlichen Organisationen? Inwiefern tragen diese psychologischen Elemente zur Bildung einer Unternehmenskultur bei und wie lässt sich eine solche Kultur beeinflussen und gestalten? Dies waren zusammengefasst die Leitfragen, die dem Workshop voran gestellt wurden.

Von 28. Juni bis 1. Juli dauerte die Veranstaltung, die in der Steelcase Creative Hall des Strascheg Center for Entrepreneurship unter der Leitung von Prof. Dr. Angela Poech, Professorin an der Hochschule München, stattfand. 24 Teilnehmer – alle Studierende des Bachelor-Studiengangs BWL – waren daran interessiert, sich vertieft mit dem Phänomen Unternehmenskultur zu beschäftigen. Anhand von Fallstudien, Filmdokumentationen, journalistischen und wissenschaftlichen Texten wurden die Inhalte von den Teilnehmern über einen Zeitraum von vier Tagen einzeln oder in Gruppen erarbeitet. Denn, so die Referentin, alle Einheiten, in denen Menschen zusammenwirken, ob Nationen, Organisationen oder Gruppen, seien – bewusst oder unbewusst – von kulturellen Elementen geprägt.

Vortrag von Abt Johannes

Ein besonderes Glanzlicht bildete der Vortrag von Dr. Johannes Eckert, Abt der Benediktinerabtei Sankt Bonifaz in München und Andechs, der im Übrigen auch interessierten Zuhörern innerhalb und außerhalb der Hochschule offenstand. Abt Johannes referierte am ersten Seminartag zum Thema „Dienen statt Herrschen – Benediktinische Impulse für ein am Menschen orientiertes Wirtschaften“. Die 1500 Jahre alte Regel des Hl. Benedikts, dem Gründer des Benediktinerordens, so der Referent, sei ein ideales Führungsinstrument für den Vorsteher eines Klosters, aber auch für ein Wirtschaftsunternehmen im Jahr 2010. ‚Ordensspiritualität’ und ‚Unternehmenskultur’ – auf den ersten Blick zwei Welten, die sich scheinbar diametral gegenüberstehen. Doch Schritt für Schritt zeigte der Referent, wie modern, visionär und nützlich sich die Regeln des Hl. Benedikt nicht nur für das heutige Leben in der klösterlichen Gemeinschaft, sondern auch im Kontext von Unternehmung und Führung erweisen.

Selbstreflexion als Basis für werteorientiertes Handeln

Einen besonderen Fokus legte er auf das Element der Selbstreflexion als wichtigem Teil der persönlichen Entwicklung, für den Mönch wie für die Führungskraft: ‚Hören im Schweigen’ und ‚Hören im Dialog’ – beides Wege, die uns entweder in der inneren Einkehr oder in der Kommunikation mit anderen erlauben, mehr über uns selbst zu erfahren. Angewandt auf den Führungskontext hieße das, so formulierte es Angela Poech in ihrer abschließenden Zusammenfassung: ‚Ethisch führen heißt sich selbst führen’. Diesen Bereich der Selbstreflexion konnten die Teilnehmer am dritten Seminartag in Begleitung von Abt Johannes in Kloster Andechs vertiefen. Ziel war es, die eigene ‚Werte-Biografie’ zu beleuchten und zu hinterfragen. ‚Wer bin ich? Wer möchte ich sein? Wie möchte ich, dass die anderen mich sehen?’ – dies waren die wesentlichen Leitfragen, um den eigenen Wertekompass individuell zu definieren.

Unternehmenskultur in der Praxis

Ein interessanter Beitrag aus der Praxis vertiefte das Thema Unternehmenskultur aus einer anderen Perspektive: Frau Johanna Dumitru, Geschäftsführerin von Designfunktion, einem Einrichtungsspezialisten für Büro- und Objekteinrichtungen, zeigte den Studierenden auf, inwiefern Bürowelten auch die Lebenswelten der Menschen, die darin arbeiten, beeinflussen. Die Wechselbeziehung von Unternehmenswerten und ihrem räumlichen Abbild sei dabei ein wichtiges Element der Beratung von Klienten, die Gestaltung der eigenen Unternehmenskultur würde aber auch intern im eigenen Unternehmen aktiv gesteuert. Sie erläuterte, wie eine werteorientierte Ausrichtung der Führung und ein konsequenter Reflexionsprozess, in den die Mitarbeiter von Anfang an einbezogen wurden, im Unternehmen installiert und aktiv vorangetrieben wurde – ein Prozess, der, wie sie betonte, nicht abgeschlossen ist, sondern ständiger wachsamer Begleitung bedarf.

Säulen einer Integritäts- und Verantwortungskultur

Am vierten und letzten Seminartag schließlich flossen die Erkenntnisse aus den vorhergehenden Bausteinen in die Aufgabenstellung für die Studierenden ein, eine werteorientierte Unternehmenskultur zu definieren – eine ‚Integritäts- und Verantwortungskultur’, wie sie der bekannte Wirtschaftsethiker Peter Ulrich bezeichnet. Die Arbeiten der Studierenden zeigten einheitlich, dass Werte wie Respekt, Gerechtigkeit, Vertrauen und Nachhaltigkeit im Zentrum einer solchen wertebasierten Unternehmenskultur stehen sollten. Das Verhalten der Führungskraft wurde dabei als ‚wertebildend’ angesehen – gleich einer ‚Sonne’ solle sie ihre Strahlen in ihr gesamtes Umfeld aussenden und im Sinne eines Vorbilds die Mitarbeiter zu ethischem Handeln motivieren.