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„Wahre Werte schaffen: Unternehmenskultur als nachhaltiges Führungsinstrument“ am 28. Juni 2011 von Herrn Prof. Dr. Falko von Falkenhayn

Prof. von Falkenhayn eröffnete seinen Vortrag mit der Grundhypothese, dass das Bestehen eines Unternehmens nicht allein von ökonomischen Faktoren, sondern ganz wesentlich von der jeweiligen Unternehmenskultur abhängt – das schließe den Umgang mit Mitarbeitern, Kunden, Aktionären und weiteren Gesellschaftsgruppen (Stakeholdern) ein. Als wichtigste Grundlage für die internen und externen Beziehungen diene das Vertrauen. Es sei nicht möglich, alle Interaktionen rechtlich bis ins kleinste Detail abzusichern, z.B. durch Verträge. Vielmehr sei Vertrauen überall dort nötig, wo rechtliche Vorschriften nur für Rahmenbedingungen sorgen, das konkrete Verhalten aber durch Normen ausgestaltet werden muss. Werte als Grundlage von Unternehmenskultur entwickeln sich wie ein Baum, der im Laufe seines Wachstums Jahresringe bildet. Dies diene als Symbol dafür, dass die Entwicklung und Gestaltung von Werten nicht vereinbar sei mit dem kurzfristigen Denken, das in vielen Wirtschaftsunternehmen Einzug gehalten habe. Je größer das Vertrauen und je höher die Identifikation mit der zu bewältigen Aufgabe sei, desto höher sei erfahrungsgemäß die Innovationskraft und die Bereitschaft Veränderungen positiv zu gestalten.


Unternehmenskultur und Fehlerkultur

Im zweiten Teil seines Vortrags ging Prof. von Falkenhayn auf eine Dimension von Unternehmenskultur ein, die er aus seiner Erfahrung heraus für besonders wichtig hält: Wie geht ein Unternehmen mit Fehlern um? Führungskräfte sollen bei Fehlern genau analysieren, was passiert ist und nicht die ganze Kraft darauf verwenden, die Schuldfrage zu lösen. Der Referent betonte, dass eine Führungskultur, in der Fehler zu stark abgestraft würden, zu einer Atmosphäre der Verängstigung führe, die wiederum die Kreativität lähmt. Wer denkt, er mache alles perfekt – auch aus der Retrospektive heraus – sei nicht in der Lage, aus seinen Erfahrungen zu lernen. Daher forderte Prof. von Falkenhayn eine Abkehr vom Weltbild des perfekten Menschen. Das schließe ein, dass man sich von übersteigerten Erwartungen löse – an sich selbst, an seinen Vorgesetzten, an seine Mitarbeiter. Trotzdem gehe es darum, Mitarbeitern Selbstwertgefühl zu vermitteln. Dies sei die höchste Tantieme, die man als Führungskraft vergeben könne. Diese Form der Anerkennung von Leistung und Persönlichkeit setze in den Mitarbeitern ungeheure Kräfte frei.


Vorbild der Führung

Der Referent führte weiter aus, dass eine nachhaltige Unternehmenskultur voraussetze, dass das Top-Management die Werte selbst vorleben müsse, die es propagiert: „Ich kann doch von meinen Mitarbeitern nicht mehr Ethik verlangen als von mir selbst!“ – Nur unter dieser Voraussetzung entstehe Glaubwürdigkeit und Integrität. Eine Führungskraft müsse sich regelmäßig die Frage stellen: „Gehe ich mit meinen Mitarbeitern so um, wie ich selbst behandelt werden möchte!?“ Als weiteren Gedanken führte Prof. von Falkenhayn aus, dass das Hauptproblem oft gar nicht die fehlende ethische Erkenntnis sei über das, was richtig oder falsch sei, sondern dass es an Entschluss- und Handlungskraft fehle. Derjenige, der innerlich nicht klar sei, habe auch keine ausreichende Kraft zum Handeln, denn klares Handeln setze eine klare innere Orientierung voraus: Werte dienen als Koordinatenkreuz, als eine Art innerer Kompass, der uns vorgibt, wie wir uns in bestimmten Situationen verhalten sollten. Aus diesem Grund müssten Führungskräfte neben der wirtschaftlichen auch über ethische Kompetenz verfügen.


Ethisches Verhalten im Management – wie geht das?

Schließlich wandte er sich mit dem Rat an die Studierenden, die eines Tages womöglich selbst in Managementpositionen tätig seien, ihre Aufgaben stets in einer Grundhaltung des sportlichen Wetteiferns anzugehen: „Sehen Sie das Gegenüber als Gegner, nicht als Feind an!“ Eine solche Haltung erhöhe die Leistungsfähigkeit des Einzelnen wie die der Organisation als Ganzes.

Prof. von Falkenhayn erklärte sich zum Abschluss seines Vortrages bereit, am darauffolgenden Tag im Rahmen des Seminars „Erfolgsfaktor Unternehmenskultur – Grundlagen einer werteorientierten Unternehmens- und Mitarbeiterführung“ auf Fragen der Studierenden zu antworten und mit ihnen ethische Konfliktfälle aus seiner Berufspraxis zu erörtern.

Link zu den Vortragsfolien von Prof. von Falkenhayn: „Wahre Werte schaffen“