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PhiloBrunch mit Arnd Weil: „Das Leben war gut zu mir; es ist an der Zeit etwas zurückzugeben!

Es gibt denkbar Vieles, das man mit Geld machen kann: Häuser kaufen, schnelle Autos fahren, die Markenläden dieser Welt leer kaufen, mit der Yacht ein paar Inseln besuchen … oder eine Stiftung gründen und gemeinnützige Projekte unterstützen. Für Letzteres hat sich Arnd Weil entschieden. Herr Weil war zu Gast beim PhiloBrunch am 17. November 2018 und hat Einblicke in sein Leben gegeben. Und vor allen Dingen hat er seine Beweggründe dargelegt für die Entscheidung: vom „Top-Manager“ zum „Aussteiger“.

Aber nun von Vorne: Nach seinem Studium zum Elektroingenieur hatte Herr Weil einen klaren Fokus. Das Thema „Spracherkennung“ beschäftigte ihn schon damals, weshalb er seine Arbeit als Servicetechniker in diesem Bereich beginnt. Wie er heute weiß: dies ebnete den Weg für seine weitere Karriere. Durch Umstrukturierungen im Unternehmen gelangte Herr Weil über das Produktmanagement zu seiner heutigen Position als Vice President und General Manager für den Bereich Automotive von Nuance Communications, ein Milliarden-Software-Unternehmen, weltweit tätig und führender Anbieter für Sprachsteuerung. Er selbst beschreibt die Entwicklungs-Stufen seiner Karriere als Glück. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Fachlich hatte er für die ein oder andere Stelle Nachholbedarf. Offensichtlich hat Herr Weil seine Wissenslücken mit Bravour geschlossen. Herr Weil ist erfolgreich in dem, was er tut. Er könnte noch Jahre weiter so machen, sich in Anerkennung baden und sein Vermögen anreichern. Aber Arnd Weil steigt aus dem Geschäft aus, noch in diesem Jahr 2018. Was bewegt einen so erfolgreichen Geschäftsmann seinen Traumjob aufzugeben und seine Position am Höhepunkt seiner Karriere aufzugeben?

Die Erklärung steckt in drei zentralen Fragen, die sich Arnd Weil im Leben stellt:

Wer bin ich?

Für was stehe ich?

Wer möchte ich werden?

Herr Weil ist in einfachen Verhältnissen im Hunsrück aufgewachsen. Das prägt ihn bis heute. Wenn er von seinem Lebensweg erzählt, ist er natürlich stolz auf das, was er geleistet hat. Er ist immer mit Ehrgeiz und Spaß an seine Aufgaben herangegangen. Sonst wäre er nicht da, wo er heute ist. Aber er hat sich stets Bescheidenheit bewahrt. Sein Elternhaus hat ihm entsprechende Werte mitgegeben. „Woran glaube ich tief in meinem Herzen“, das ist wofür er steht, betont Herr Weil. Und er ist sich sicher: Wir sind nicht zufällig hier auf der Welt, denn wir haben den Auftrag Positives zu bewirken. Er hat das „Glück auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen“, wie er selbst sagt. Und er möchte davon etwas weitergeben. Anstatt seinen Lebensstandard hochzuschrauben, hat er Geld bei Seite gelegt. Aber nicht etwa um „Konsumschwachsinn“ zu betreiben, um seinen Wortlaut wiederzugeben. Sondern um Menschen zu unterstützen, deren Ausgangssituation deutlich schlechter ist. Und so hat Herr Weil gemeinsam mit seiner Frau eine Stiftung gegründet: Die „Hoffnungsbrücke“.

Vor 11 Jahren, als er die Stelle als Vice President annahm, war noch kein Masterplan auserkoren. Das einzige was er schon damals wusste: Er werde dieses Amt 10 Jahre ausüben, danach steige er aus. Gesagt, getan. Im Laufe dieser Zeit wurde das Konzept immer weiter konkretisiert. Inspiriert durch eine Plakatwerbung rückte das Thema „Entwicklungszusammenarbeit“ in den Fokus. Auch wie die Wahl des Landes zustande kam, das gefördert werden soll, hat einen spannenden Hintergrund. Seine Frau besitzt noch heute ein Buch aus ihren Kindertagen. Schon damals war sie fasziniert von den Bildern über Afrika. Dieser positive Eindruck lebt bis heute in ihr. Und so fördert die Stiftung nun Bildung in Tansania. Konkret unterstützt die Stiftung zwei Schulen in unterschiedlichen Gegenden (Schulgebäude, Sanitäranlagen, Zugang zu Trinkwasser, Patenschaften usw.). Wo die Schule steht, wie sie aussieht, wer sie baut – das ist alles in der organisatorischen Obhut von Tansania. Vor Ort wissen die Menschen am besten, was gebraucht wird. Es wird nichts aufoktroyiert, aber eng unterstützt seitens der Stiftung. Herr Weil war auch schon vor Ort und arbeitet mit den Behörden vor Ort zusammen, um die Projekte weiter voranzutreiben.

Er strahlt sehr viel Zufriedenheit und Gelassenheit aus – und das trotz einer so verantwortungsvollen Aufgabe an der Spitze eines Konzerns. Er weiß wo er herkommt und wo er hin möchte. Diese klare Wertvorstellung macht ihn zu dem was er heute ist: bescheiden, bodenständig und mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit.

Inspiriert durch seine Geschichte wurde beim Philobrunch eine Fallstudie diskutiert, bei der es um die Frage ging: Wie weit kann soziales Engagement gehen, wenn es auf Kosten von Anderer geht? Zum Beispiel auf Kosten der eigenen Familie, weil durch einen Ausstieg sich die finanzielle Situation verändern wird. Wie weit darf Selbstverwirklichung gehen? Oder ist Selbstverwirklichung immer in Ordnung, wenn soziales Engagement der Anlass ist? Bei Herrn Weil waren die Rahmenbedingen glücklicherweise bestens abgesteckt: finanziell und familiär.

Übrigens, ein kostenintensiveres Hobby haben Herr Weil und seine Familie dann doch. Es hat mit seiner weltoffenen Art zu tun. Und sie werden dieser Leidenschaft auch in Zukunft nachgehen. Trotz oder gerade wegen der vielen noch anstehenden Stiftungs-Projekte: Das Reisen.

Weitere Bilder zu dem PhiloBrunch finden Sie in unserer Mediathek unter diesem Link.

Autorin: Anja Kaiser