Wenn wir von neuen Medien hören, wie Social Networks, Podcasts oder Blogs, verknüpfen wir das oft mit dem Missbrauch persönlicher Daten oder Zurschaustellung der Privatsphäre. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille! Wie so oft sind neue Methoden, ob in der Wirtschaft, Medizin oder Technik, nicht nur von Risiken, sondern auch von Chancen und der Möglichkeit auf Steigerung der Lebensqualität begleitet. Neue Medien lassen in vielen Fällen labyrinthartige Landschaften entstehen, wo Wissensschätze nur darauf warten, entdeckt zu werden.
Dennoch ist es in der heutigen Zeit eine Herausforderung, gleichzeitig die Vorteile innovativer Informationskanäle nutzen zu können, ohne von den ‚Wegelagerern’ der Neuzeit überfallen zu werden: Sobald ein Email Konto erstellt wird, dauert es keinen Tag, bis die ersten unerwünschten Werbe-Mails (Spam) eintrudeln. Am zweiten Tag schon sind unsere persönlichen Daten für Werbezwecke weiter veräußert worden. Wenn der Nutzer am dritten Tag mit Hilfe der Suchmaschine eine Wissenslücke schließen möchte, kann er sicher sein, dass die Ergebnisse/Treffer profitorientiert angezeigt werden… Wer wundert sich dann schon noch, wenn am vierten Tag ein Angebot eines Finanzunternehmens für einen Sofortkredit in Höhe von 5.000€ eingeht? Diese Szenarien könnten dank der Kreativität der Werbestrategen mit zahllosen Beispielen fortgeführt werden.
Wie aber können wir die mit der Nutzung dieser Medien verbundene Konsumflut eindämmen und uns stattdessen die Angebote der neuen Medien zunutze machen? Ein wichtiger Bereich, der in Zukunft immer mehr Bedeutung haben wird, sind Wissensportale, die so genannte Podcasts zur Verfügung stellen. Ein Podcast ist ein ausgewählter Beitrag oder Artikel in einem favorisierten Fachbereich (Philosophie, Wirtschaft, Technik, usw.). Podcasts sind Audio- oder Video-Botschaften, die man abonnieren und mit Hilfe eines MP3-Player jederzeit und an jedem Ort anhören oder ansehen kann. Als ganz besonders reichhaltige Schatzkiste sei hier ‚Radio Wissen‘ genannt, herausgegeben vom Bayrischen Rundfunk1. Dort sind wir auf ein Thema zur Ethik aufmerksam geworden: ‚Gelassenheit und stilles Glück – Die Lebenskunst der Stoa‚. Hier ein kurzer Auszug daraus:
Die Stoa ist eine weitverbreitete und einflussreiche Strömung der griechischen Philosophie. Sie wurde in Athen um 300 vor Christus von Zenon aus Kition begründet und bestand mehr als 500 Jahre. Ihren Namen hat sie von einem Ort: Stoa poikile, so hieß die buntbemalte Säulenhalle auf dem Athener Marktplatz, in der Zenon seine Schüler versammelte. […] Ausgangspunkt und Grundlage der Stoa war die Annahme, dass es einen
Kosmos gibt, die Welt als geordnete Einheit gesehen wird (im Gegensatz zum Chaos), und dass hinter allen Erscheinungen ein göttliches Prinzip waltet. Für jedes Individuum gab es einen Platz in dieser Ordnung; Aufgabe war es also, diesen Platz zu finden, zu füllen und das eigene Los jeweils anzunehmen. […] Das Glück, das sich durch eine stoische Einstellung erlangen ließ, war nicht das überschäumende Gefühl von „himmelhochjauchzend“ (und es folgte ihm keine Bruchlandung im „zum-Tode-betrübt“), es war vielmehr ein stilles und konstantes Glück, ein Zustand, der die Menschen souverän machte, sie heiter und gelassen auf die Stürme des Daseins blicken ließ. Lebenslanges Lernen und Selbsterziehung war unabdingbare Voraussetzung, um jene Seelenruhe und Weisheit zu erreichen. Und es gehörte hierzu auch die Steuerung von Affekten (z.B. Angst, Wut, Trauer) durch Vernunft.2
Der Philosoph Epiktet, der als Sklave nach Rom gelangte, wo er in Kontakt mit stoischen Lehren kam, veranschaulicht die Grundhaltung der Stoa in dem Bild eines Gastmahls:
Bedenke: Du musst dich im Leben wie bei einem Gastmahl benehmen. Es wird etwas herumgereicht, und du kommst an die Reihe. Strecke deine Hand aus und nimm bescheiden deine Portion. Es wird weitergereicht. Halte es nicht zurück. Es ist noch nicht bei dir angelangt. Richte nicht schon von weitem dein Verlangen darauf, sondern gedulde dich, bis die Reihe an dir ist. So halte es auch mit dem Verlangen nach Kindern, nach einer Frau, nach Ämtern, nach Reichtum, und du wirst einst ein würdiger Tischgenosse der Götter sein.
Wie nahrhaft für unsere Seele kann solch ein Zitat sein, bevor die Alltagsroutine beginnt! Wir sehen: Eine Erfindung, ein Werkzeug, eine Innovation ist nicht aus sich heraus schlecht – wir selbst bestimmen mit unseren Intentionen und Handlungen, wie nützlich oder schädlich eine neue Errungenschaft eingesetzt werden kann. Das Internet und seine unbegrenzten Möglichkeiten sind nur eine Möglichkeit, die wir nutzen sollten, um unsere Tage mit Licht und Energie aus der digitalen Wolke zu erhellen.
Autor: Das Redaktionsteam
Referenzen:
1. www.br-online.de/bayern2/radiowissen
2. http://www.br-online.de/wissen-bildung/collegeradio/medien/ethik/stoa/hintergrund/
Bildnachweis:
upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/41/Zeno_of_Citium_pushkin.jpg