Alltagsethik

Ethik der kleinen Schritte

Als wir die Satzung für unseren Verein diskutierten, war uns klar, was das Ziel unserer Vereinsarbeit sein sollte: Mit unserem Wirken dazu beitragen, dass das Thema Ethik (in der Definition als Wissenschaft der Moral) heruntergebrochen wird auf ein alltägliches Leben inmitten der Gesellschaft.

Deswegen hatten wir uns entschieden, den folgenden Leitsatz für unseren Vereinszweck zu formulieren:

Der Verein fördert die wissenschaftliche Erforschung und Entwicklung rationaler und objektiver ethischer Prinzipien, insbesondere im Hinblick auf Menschenrechte und Menschenpflichten. Dabei sollen jene Aspekte der Ethik untersucht werden, die wahrhaftig universal sind, und von jedem Menschen als allgemeingültig anerkannt werden – unabhängig von Herkunft, Glaubenszugehörigkeit, Geschlecht oder sozialem und kulturellem Hintergrund.

Wir möchten Ihnen im ersten Teil dieses Beitrags einen Einblick in unsere Arbeit geben, indem wir Ihnen kurz beschreiben, was für uns universal, angewandt, rational im Zusammenhang mit Ethik und Alltagsethik bedeuten. Darüber hinaus wollen wir Ihnen im zweiten Teil auch unsere ganz persönlichen und individuellen Gedanken zum Thema Ethik der kleinen Schritte am Ende dieses Beitrags vorstellen.

 

Erster Teil

Universal

Unser Anliegen betrifft daher eine Ethik, die jenseits von Kultur, Nationalität, Geschlecht und Religion Gültigkeit besitzt. Die grundlegenden Prinzipien der Ethik sind universal, weil die Natur des Menschen universal ist. Im vorurteilsfreien Austausch mit anderen in Formaten wie dem PhiloBrunch gelingt es uns, gemeinsam Lösungen für knifflige ethische Fragestellungen zu finden.

Angewandt

Die entscheidende Frage ist doch, wie man im täglichen Leben gemäß ethischen Prinzipien denken, sprechen oder handeln kann. Es geht uns von Anfang an weniger darum, theoretische Diskussionen zum Thema Ethik zu führen (auch diese sind notwendig), sondern uns lag vor allem am Herzen herauszufinden, wie die praktische und konkrete Umsetzung von ethischen Prinzipien vor sich gehen kann. Sind nur die großen Heldentaten, die wir alle zu Recht bewundern, ethisch wertvoll? Welche Hürden stehen dem ethischen Handeln gegenüber – befinden diese sich in mir und/oder außerhalb von mir? Wann und wie soll ich ethisch handeln? Mit welchen Schwierigkeiten muss ich rechnen, wenn ich mich ethisch verhalte? Muss ich dafür meinen ganzen Besitz und meine soziale Position aufgeben? Wie ist das mit Beruf, Familie und Freundeskreis zu vereinbaren?

Rational

Tag für Tag, ja Minute für Minute sind wir mit Prüfungen konfrontiert, die Aufschluss über unsere innere Haltung und unseren Charakter geben. Basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aus Psychologie, Philosophie, Jura, Medizin und anderen Disziplinen können wir Methoden entwickeln, um mit ethischen Dilemmata besser umgehen zu können. Diese rationale Herangehensweise ist eine der drei Säulen unserer Arbeit.

Alltagsethik 

In einem unserer ersten Artikel geben wir eine Definition, was wir unter „Alltagsethik“ verstehen. Unter alltäglicher Ethik oder Alltagsethik verstehen wir ein Verhalten, dass sich an jedem Tag und in jedem Augenblick praktizieren lässt, ein Verhalten, dass weder große Vorbereitung noch übernatürliche Anstrengungen oder Opfer von uns verlangt. Doch wie lässt sich das konkret umsetzen? Der Ansatz, der die Grundidee am prägnantesten zusammenfasst, dürfte die Goldene Regel sein: „Verhalte dich anderen gegenüber so, wie du von ihnen behandelt werden möchtest; und was du für dich nicht wünschen würdest, das solltest du auch anderen nicht zufügen.“

Erinnern wir uns an Situationen, in denen andere uns Gutes taten… der Zuspruch eines lieben Freundes in einem Moment, in dem man Aufmunterung brauchte; die Gastfreundschaft von Fremden oder der freundliche Gruß des bis dahin noch unbekannten Kollegen; die nette Dame, die uns ausführlich den Weg erklärte… Gesten, die uns zunächst unbedeutend scheinen, die uns aber das Gefühl geben, als Mensch geschätzt und wahrgenommen zu werden. Definiert man ethisches Handeln in dieser Weise, ist das ‚Betätigungsfeld‘ oder ‚Labor‘, in dem man ethische Verhaltensweisen praktizieren kann, fast unbegrenzt. Dieses Labor umschließt alle Bereiche des täglichen Lebens, ob man sich am Arbeitsplatz, in der Familie, bei Freunden, im Straßenverkehr oder im Urlaub etc. befindet – überall bieten sich Gelegenheiten, sich höflich, ehrlich, tolerant und rücksichtsvoll zu verhalten. Hinzu kommt, wie jeder von uns bereits selbst festgestellt hat, dass diese Taten nicht ohne Wirkung bleiben. Daher sprechen wir auch von einer ‚Ethik der kleinen Schritte‘: Es sind diese scheinbar unbedeutenden Worte, Gesten und Taten, die in der Summe eine große Wirkung auf das Zusammenleben haben.

 

Zweiter Teil – unsere Gedanken zur Alltagsethik

Ihr Ethica Rationalis Redaktionsteam

 

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