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Empowering Women in Business – PhiloBrunch Rückschau

Letztes Wochenende hatten wir einen spannenden und sehr bewegenden Workshop zu diesem gesellschaftlich so wichtigem Thema – hier eine kurze Rückschau:

Wer war unsere Gastrednerin Traudl Burgmair?

Traudl ist eine inspirierende Impulsgeberin, Coachin und Trainerin, die mit all ihrem Wissen und Erfahrung Frauen hilft, die weibliche Führungsrolle selbstbewusst, authentisch und empathisch auszufüllen.

Mit mehr als 30 Jahren Führungserfahrung im C-Level Management amerikanischer Konzerne, breiter psychologischer Ausbildung, gepaart mit relevanter Lebenserfahrung ist sie zu einer herausragenden Coachin (nicht nur, aber besonders) für Frauen geworden.

Weitere Informationen zu Traudl finden Sie auch auf ihrer Webseite.

Nun zum Thema des PhiloBrunch

Nach einer kurzen Willkommens- und Vorstellungsrunde sind wir erst einmal allgemein in das Thema Führung eingestiegen. Was bedeutet denn Führung überhaupt? Bei der Beantwortung dieser Frage in der Runde hat sich schnell herauskristallisiert, dass gute Führung immer bei uns selbst anfängt. Was heißt das nun – Führung fängt bei einem selbst an? Wir haben diese Frage mit Gegen-Fragen beantwortet: kenne ich mich selbst – kann und will ich andere überhaupt verstehen – bin ich empathisch – kann ich anderen vertrauen – möchte ich gemeinsam mit anderen wachsen (oder will ich nur, dass andere tun, was ich will) – und die grundlegendste Frage von allen: mag ich Menschen überhaupt? Wir kamen zu dem Schluss, dass umso mehr ich diese aufgeworfenen Fragen ehrlicherweise mit Nein beantworten muss, desto schwieriger wird es sein „gut“ zu führen.

Wir haben uns dann die unterschiedlichen Energien von Frauen und Männern genauer angeschaut und festgestellt, dass Frauen wohl grundlegend eher emotional, intuitiv, nachgebend, sensibel und verständnisvoll sind. Wohingegen Männer grundlegend eher selbstbewusst, stabiler, mutiger, Grenzen austestend und beschützender sind. Im Extremen werden Frauen daher leichter zum Opfer, wirken kraftloser, neigen dazu stärker zu manipulieren, reagieren leichter über-sensibel und über-emotional. Männer wiederum neigen im Extremen daher eher dazu dominant, aggressiv, kontrollierend und konkurrierend zu sein und üben eher Machtmissbrauch aus und haben eine geringere Kritikfähigkeit. Es wurde auch klargestellt, dass diese hier den Frauen, bzw. den Männern zugewiesenen Energien natürlich auch im jeweils anderen Geschlecht vorhanden sind – aber in vielleicht schwächerer Ausprägung und stärker überlagert von den eher geschlechtsspezifischen Energien – Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel. Für eine Gesamtbetrachtung und den roten Faden des Themas war es wichtig sich diese geschlechterspezifischen Unterschiede vor Augen zu führen.

Danach schauten wir uns Statistiken an, die uns einen Eindruck von den heute in Deutschland gelebten Rollenbildern vermittelt haben und die zum Verständnis der Rolle der Frauen in der Gesellschaft und vor allem im Beruf wichtig waren: Frauen tragen lediglich mit 22,4% zum Familieneinkommen bei – Deutschland ist dabei OECD-Schlusslicht – 62 % der Mütter zwischen 25-54 Jahren arbeiten Teilzeit /Männer < 10% – Deutschland hat das stärkste geschlechterbedingte Rentengefälle in der OECD – Frauen sind besser ausgebildet, werden aber schlechter bezahlt – 22% schlechter – 63% der Ehefrauen (30-50 Jahre) haben ein Einkommen < 1.000 € netto – jede 4. Frau hat Erfahrungen mit häuslicher Gewalt – 43 % der Ein-Eltern-Familien sind von Armut betroffen – Frauen mit einem Kind verdient 40 % / mit 3 Kindern sogar 70 % weniger als Männer – berufstätige Frauen leisten 2x mehr Hausarbeit und sind 3x mehr in der Kinderbetreuung aktiv – insgesamt übernehmen Frauen doppelt so viel Sorgearbeit als Männer – 98 % der Mütter gehen in Elternzeit / aber nur 42 % der Väter – 27 % der Väter, die nicht in Elternzeit gehen, wollen das bewusst nicht – 58 % der Teenagermädchen wollen für die Familie deutlich kürzertreten, allerdings nur 16% der Jungs.

Was sind nun die möglichen Ursachen für diese heute in Deutschland gelebte Rollenverteilung?

Wir kamen zu dem Schluss, dass sicherlich die Sozialisierung von klein auf – in Familie, Kindergarten, Schule, etc. – daran einen Anteil hat. Dabei haben wir festgestellt, dass Frauen eher folgendermaßen konditioniert werden: ich bin (noch) nicht genug – ja nicht auffallen – wichtig was andere über mich denken – ich brauche einen Mann, um glücklich zu sein – Bedürfnisse anderer sind wichtiger als meine eigenen. Männer dagegen eher folgendermaßen: ich muss stark sein – Männer weinen nicht und kennen keinen Schmerz – ich muss meine Familie ernähren können – ich muss erfolgreich sein – ich darf keine Gefühle zeigen – ich muss immer gewinnen.

Aber auch unbewusste Vorurteile haben ihren Anteil, vor allem wenn es um die Bewertung der beruflichen Eignung im Job geht. Mütter haben es in der Regel schwerer einen Job zu finden, bekommen ein geringeres Gehalt angeboten und werden als weniger kompetent und weniger „committed“ wahrgenommen. Bei Männern verhält es sich dagegen genau gegensätzlich.

Das Abschlussthema war dann die Frage, wie nun eine Berufswelt aussähe in der tatsächlich Chancengleichheit herrschte und in der die unzweifelhaft unterschiedlichen Energien von Frauen und Männern zur ausbalancierten Entfaltung kommen würden – gerade auch in Hinblick auf Führung im Unternehmen?

Wir schlussfolgerten, dass ein „diverses“ Unternehmen offensichtlich von einer höheren Meinungsvielfalt profitiert, da Frauen mit ihren Ansichten, Erfahrungen und Expertisen einen ganzheitlicheren Blick auf die unterschiedlichsten unternehmerischen Herausforderungen ermöglichen. Das Image eines „diversen“ Arbeitgebers, hat eine ganz andere Sogwirkung für neu einzustellende Talente als die eines Arbeitgebers, der in erster Linie aus Männercliquen besteht. Das Arbeitsklima erfährt durch höhere Diversität einen positiven „Push“, da es ein Mehr an transformationaler Führung, denn transaktionaler Führung gibt. D.h. mehr Kommunikation, mehr Inspiration, mehr Motivation, mehr Fürsorglichkeit und vor allem weniger extrinsische (Belohnung, Status, Druck) und mehr intrinsische (Neugier, Freude, Interesse) Motivation.

Schlussendlich kamen wir zu der Überzeugung, dass man echte Chancengleichheit nur gemeinsam erreichen wird – Männer, Frauen, Unternehmen und die Gesellschaft als Ganzes sind hier in der Verantwortung. Es geht um praktizierte Achtung und Respekt untereinander. Um die Anerkennung und Wertschätzung der Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Um eine Anerkennung der Vorteile von Chancengleichheit, sei es in der Familie, oder im Beruf. Um eine Bereitschaft zum Wandel zum Wohle aller, Männer wie Frauen, die schon bei der frühkindlichen Konditionierung anfängt.

Der Ablauf des PhiloBrunch

Wie immer gab es natürlich einen gemütlichen Brunch und viel Raum und Pausen für Diskussionen mit unserem Gast und den anderen Teilnehmern.

Und es durfte natürlich auch die Auflösung von ganz praktischen und konkreten Dilemmata-Situationen im Zusammenhang mit dem Thema nicht fehlen. So wurde den Teilnehmern folgende Situation zum Nachdenken vorgestellt:

„Johanna arbeitet in einem internationalen Konzern. Sie ist vor ca. 1 Jahr zur Teamleiterin befördert worden (eine der jüngsten in ihrem Umfeld) und möchte sich selbst, sowie ihren Vorgesetzten beweisen, dass das erst der erste Schritt hin zu ihrem Ziel in das C-Level ihrer Firma sein sollte.  Sie hat kürzlich die Aufgabe bekommen eine Person zu bestimmen, die ein bestimmtes, strategisch sehr wichtiges Projekt leiten soll. Dieses Projekt wird viel Sichtbarkeit beim Vorstand haben. Sie hat die Gruppe der Kandidaten auf 3 Finalisten limitieren können: 2 Männer und eine Frau. Die weibliche Kandidatin ist noch recht neu im Unternehmen, zeigt aber sehr viel Talent und Geschick. Die männlichen Kandidaten haben durch ihre längere Betriebszugehörigkeit ein starkes internes Netzwerk und viel Erfahrung.  Johanna hat es sich vorgenommen andere Frauen zu fördern, aber eine falsche Entscheidung könnte auch für sie selbst negative Konsequenzen haben. Soll sie der anderen Frau eine Chance geben oder eher die „sichere Wahl“ treffen?“

Wie würden Sie entscheiden?

Am Ende hatte dann noch einmal jeder die Gelegenheit Feedback zu geben und vor allem zu erläutern, was sie/er aus der Veranstaltung an Gedanken mitnehmen konnte. Eine Übersicht dieser Gedanken finden Sie hier gleich hier:

In der Mediathek finden Sie noch mehr Bilder von der Veranstaltung.

Diesen Artikel gibt es auch in Englischer Sprache.

Autoren: Das PhiloBrunch Organisationsteam von Ethica Rationalis