Zu Beginn dieses Artikels möchten wir unseren ausdrücklichen Dank an „IFTE #Entrepreneurship4Youth“ in Wien für die Organisation der beiden Veranstaltungstage richten. Ihr Engagement und die herausragende organisatorische Umsetzung haben das Entrepreneurship4Youth Festival und den Entrepreneurship Summit 2025 zu besonders inspirierenden Veranstaltungen werden lassen. Unser besonderer Dank gilt dabei Prof. Johannes Lindner als Gründer und Vorsitzender der Initiative for Teaching Entrepreneurship, dessen persönliches Engagement und ausgeprägte Leidenschaft für die Förderung von Unternehmergeist bei Jugendlichen uns nachhaltig begeistert und inspiriert hat.
Entrepreneurship-Veranstaltungen sind von unschätzbarem Wert vor allem für Jugendliche. Sie bieten nicht nur die Möglichkeit, unternehmerisches Denken und Handeln zu erlernen, sondern fördern auch die Entwicklung von Kreativität, Eigenverantwortung und Teamfähigkeit. Nachdem sich Ethica Rationalis vor allem der angewandten Ethik widmet, ist unser besonderes Augenmerk auf die frühzeitige Einbeziehung wirtschaftsethischer Überlegungen in die Entwicklung von Geschäftsideen gerichtet. Die kritische Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Nutzen, Fairness, Nachhaltigkeit, Schaffung von Vertrauen und Einhaltung von Compliance Vorgaben, sowie die Sensibilisierung für ethische Verantwortung ist eine wichtige Facette für junge Gründer. So können sie lernen, Entrepreneurship als einen ganzheitlichen und verantwortungsvollen Prozess zu verstehen, der wesentlich zum nachhaltigen Erfolg unternehmerischer Vorhaben beiträgt. Ethisches Verhalten ist nicht nur als etwas „Gesagtes“ zu verstehen, sondern sollte aktiv gelebt/angewendet werden – und das nicht aus einem Gefühl des „Müssens“, sondern aus der Überzeugung des „Wollens“. Wie Studien belegen kann dies ein ausschlaggebender Faktor für den unternehmerischen Erfolg sein.
1. Tag in Wien: Entrepreneurship4Youth Festival 2025 – Analyse von Geschäftsideen
Am 11. November 2025 fand das Entrepreneurship4Youth Festival zum vierten Mal im Wiener Rathaus statt. Die Veranstaltung vereinte rund 300 Jugendliche, die sich für Entrepreneurship begeistern. Dabei bot das Festival neben inspirierenden Keynotes und vielfältigen Workshops einen umfangreichen Stationenbetrieb, in dessen Rahmen Expertinnen und Experten aus dem Entrepreneurship Ecosystem wertvolle Einblicke und praxisnahe Unterstützung vermittelten.
„Wie checkst du deine Geschäftsidee?“
An unserer Station begleiteten wir Jugendliche, die ihre Geschäftsideen einer ethischen Prüfung unterziehen wollten. So stand im Mittelpunkt die Frage, welche Verantwortung junge Gründerinnen und Gründer tragen. Gemeinsam diskutierten wir zentrale Aspekte wie gesellschaftlichen Nutzen, Fairness und Transparenz, Nachhaltigkeit, Datenschutz, finanzielle Verantwortung, angewandte Ethik, sowie die möglichen gesellschaftlichen Folgen ihrer Geschäftsideen.
Die Jugendlichen waren angehalten ihre Geschäftsideen kritisch zu reflektieren und konnten, wenn sie es wünschten auch individuelles Feedback von Ethica Rationalis einholen. Im Zentrum stand dabei stets das Ziel, die Jugendlichen für ethische und nachhaltige Aspekte des Unternehmertums zu sensibilisieren und sie darin zu ermutigen, ihre Projekte verantwortungsvoll weiterzuentwickeln.
Ethica Rationalis durfte auch als Mitglied der Jury für die Verleihung des NextGeneration Awards fungieren. Gemeinsam mit weiteren Expertinnen und Experten hatten wir die Ehre, die Ideen und Projekte von drei Jugendgruppen in der Kategorie „We grow together“ präsentiert zu bekommen. Bewertet wurden dabei in erster Linie die Berücksichtigung und Umsetzung von ethischen und nachhaltigen Kriterien. Mehr zu den Gewinnern bald auf der NextGeneration Awards Seite.
2. Tag in Wien: Entrepreneurship Summit 2025 – Case Lab #21: Entscheidungsfindung im ethischen Spannungsfeld
Am nächsten Tag fand das 25. Entrepreneurship Summit im Haus der Industrie in Wien statt. Ethica Rationalis durfte dabei mit dem 1½-stündigen Case Lab #21 „Entscheidungsfindung im ethischen Spannungsfeld“ zu der Veranstaltung beitragen. An dem Case Lab nahmen Lehrkräfte und Schüler teil.
Theoretische Einführung: Was ist ein ethisches Dilemma?
Zum Einstieg erhielten die Teilnehmenden eine kompakte theoretische Einführung in die Thematik ethischer Dilemmata. Es wurde erläutert, dass ein ethisches Dilemma dann vorliegt, wenn mindestens zwei moralische Prinzipien in direktem Widerspruch zueinanderstehen und keine Lösung alle betroffenen Werte gleichzeitig wahren kann.
Auch der Unterschied zwischen einem Dilemma und einer schwierigen Entscheidung wurde herausgearbeitet: Während ein Dilemma stets mit negativen Konsequenzen verbunden ist, weil Rechte verletzt werden und daher eine Abwägung des „kleineren Übels“ erforderlich wird, zeichnen sich schwierige Entscheidungen primär durch Unsicherheit zwischen mehreren Handlungsmöglichkeiten aus.
Reflexion und Abwägung von Handlungsoptionen/Was tun? – Entscheidungswege im ethischen Spannungsfeld/Was richtig scheint – und was es kostet
Im Mittelpunkt unseres Case Labs stand die Frage, welche Handlungsoptionen in einem ethischen Spannungsfeld überhaupt zur Verfügung stehen – und wie man sie verantwortungsvoll abwägt. In diesem Zusammenhang wurden die Teilnehmenden dazu angeregt, sich in die Lage der beteiligten Personen hineinzuversetzen, eigene Rechte und Pflichten zu erkennen und verschiedene Lösungswege gegeneinander abzuwägen. Dabei wurde deutlich gemacht, dass es bei ethischen Dilemmata häufig kein eindeutiges „richtig“ oder „falsch“ gibt – vielmehr prallen unterschiedliche Perspektiven, Werte und Prioritäten aufeinander.
Lernen am Beispiel: Die Analyse zweier Dilemma-Studien
Im praktischen/praxisorientierten Teil unseres unserer Fortbildung wurden zwei konkrete Dilemma-Fallstudien vorgestellt und gemeinsam intensiv bearbeitet:

Erstes Fallbeispiel: „Nur eine kleine Notlüge, oder?“
Ausgangspunkt der Diskussion war hier die Frage, ob ein Versicherungsbetrug als vermeintlich harmloses Kavaliersdelikt oder als moralisch gerechtfertigt gewertet werden kann – insbesondere dann, wenn eine finanzielle Notlage mit gravierenden persönlichen Folgen dahintersteht. Für dieses Fallbeispiel setzten sich die Teilnehmenden intensiv damit auseinander, welche Konsequenzen Unehrlichkeit für Einzelne und die Gesellschaft haben kann und weshalb Integrität im Alltag gerade in schwierigen Situationen entscheidend bleibt.
Zweites Fallbeispiel: „Ein Geschenk für Kinder“
In dieser Fallstudie ging es um die Annahme einer Spende mit fragwürdiger Herkunft zugunsten eines guten Zwecks. Die Gruppe ging hierbei der Frage nach, ob das Wohl der Kinder über moralische Prinzipien gestellt werden darf – nach dem Motto: „Heiligt der Zweck die Mittel?“ – und wie sich Transparenz und Glaubwürdigkeit in einem solchen Spannungsfeld bewahren lassen.
Wenn Perspektiven aufeinandertreffen
Gearbeitet wurde in gemischten Fünfergruppen, in denen Lehrkräfte und Schüler gemeinsam an den Fallbeispielen arbeiteten. In diesem kleinen Rahmen entwickelten sich intensive Diskussionen: Die jeweiligen Gruppen analysierten die Dilemma-Situationen, erarbeiteten unterschiedliche Lösungswege und präsentierten ihre Überlegungen anschließend im Plenum. Die Vielzahl an Perspektiven und der gemeinsame Austausch machten dabei deutlich, wie vielschichtig ethische Entscheidungsprozesse sind – und wie wichtig Werteorientierung im schulischen, universitären, unternehmerischen und demokratischen Kontext bleibt.
Über das Festival und den Summit hinaus
Wie prägend die Auseinandersetzung mit ethischen Dilemmata für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie für die Gesellschaft insgesamt sein kann, zeigte die Veranstaltung deutlich.
Um dieses Engagement nicht nur zu formulieren, sondern auch konkret umzusetzen, beteiligte sich Ethica Rationalis als Co-Autor an der Entwicklung und Erstellung wirtschaftsethischer Fallstudien auf Fallstudienportal.at, der Fallstudienplattform von IFTE #Entrepreneurship4Youth. Mit dem Fallstudienportal.org entsteht ein Angebot, das das Lernen in Wirtschaft, Finanzbildung und Entrepreneurship Education (d. h. der Bildung zur Förderung entrepreneurialer Kompetenzen) gezielt bereichern soll. Zum Start der Fallstudienplattform stehen Fallstudien aus drei Bereichen zur Verfügung: wirtschaftsethische Grundfragen, Unternehmensumfeld und private Haushalte. Anschließend werden monatlich weitere Fallstudien hinzukommen.
Einen schönen Einblick in die beiden Events gibt die Fotogalerie mit ausgewählten Fotos von beiden Tagen.
Autoren: Das Ethica Rationalis Redaktionsteam
LINK: www.ifte.at I www.jedeskindstärken.at I www.jugendstärken.at I www.wirtschaftspielendlernen.org I www.fallstudienportal.org





