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Künstliche Intelligenz und angewandte Ethik – PhiloBrunch Rückschau

Nachdem wir im ersten Teil in das Thema eingeführt haben und unsere Leser um ihre Meinung zu einem Überwiegen der Vor- oder der Nachteile per Abstimmung gebeten haben und im zweiten Teil dann die Risiken künstlicher Intelligenz aus ethischer Sicht genauer beleuchtet und auch mögliche Lösungsansätze dargestellt haben, wollen wir hier eine kurze Rückschau zum einem PhiloBrunch geben, dass wir zu diesem unglaublich aktuellen und wichtigen Thema veranstaltet haben. Gerade im gegenseitigen Austausch mit vielen kommt man auf Punkte, die man selbst so überhaupt nicht „auf der Uhr“ gehabt hätte. Das PhiloBrunch haben wir am 01. Juni 2024 im Internationalen Begegnungszentrums in München veranstaltet. Einen Eindruck von der intensiven Vortrags- und Arbeitsatmosphäre finden Sie in unserer Mediathek.

Dieses Mal saßen wir in ungewohnt großer Runde zusammen. Dies hat aber dem intensiven Austausch der Teilnehmer untereinander in keiner Weise geschadet. So wurden auch die Pausen zu sog. Breakout-Sessions genutzt, wo sich verschiedene Teilnehmer-Gruppen zusammenfanden, um intensiv über das gerade zuvor gehörte zu diskutieren. Genau darum geht es Ethica Rationalis bei der Veranstaltung von PhiloBrunches: ein jeder soll sich einbringen können, zuhören, Tatsachen präsentiert bekommen, Meinungen dazu austauschen, voneinander lernen und mit einem „vollen Bauch“ von neuen Gedanken nach Hause gehen.

Unser Gastredner war Herr Michael Winkler, der seit mehr als 20 Jahren als Rechtsanwalt und Syndikusrechtsanwalt mit Schwerpunkt im „Internationalen und Europäischen Wirtschaftsrecht“ tätig ist und dort insbesondere im Informations- und Technologierecht. Seit gut 15 Jahren arbeitet er als Syndikusrechtsanwalt für ein internationales Software-Unternehmen mit Sitz in den USA, dass in der Entwicklung und Vermarktung von Sprachverarbeitungs- und KI-Lösungen für die Automobilindustrie weltweit eine führende Stellung einnimmt.

Im Folgenden wollen wir eine kurze Übersicht über die einzelnen Punkte geben, die im Rahmen des PhiloBrunches im gegenseitigen Austausch besprochen wurden. Eine vertiefende Zusammenfassung der Inhalte des Gastvortrags selbst finden Sie im zweiten Teil zu der Reihe.

Künstliche Intelligenz und angewandte Ethik – Risiken

    • Mangelnde Transparenz: Trainingsdaten und Algorithmen
      • KI Halluzinationen
      • Vorurteile aufrechterhalten oder verstärken
    • Gesichtserkennungsalgorithmen
    • Spracherkennung
    • Rekrutierung
    • Ungleichheit
    • Machtkonzentration
    • Verbreitung von Falschinformationen – Deepfakes
    • Verlust von Arbeitsplätzen – UN-Studie von 2023
    • Übermäßiges Vertrauen in „Output“
      • Verlust von Kreativität, kritischem Denken und menschlicher Intuition
      • Kausalität von KI-Systemen – Unterschied zum Menschen
    • Datenschutz und -sicherheit
    • Sicherheitsrisiken und bis dato ungeahnte Möglichkeiten des Missbrauchs
    • KI gesteuerte Systeme – selbstfahrende Autos, Roboter, Drohnen, etc.
    • Verlust an Empathie, sozialen Fähigkeiten und menschlichen Beziehungen
    • Schnelligkeit der Entwicklungssprünge
    • Rechtssysteme müssen sich schnell weiterentwickeln und anpassen – EU AI Act
    • Verankerung moralischer und ethischer Werte in KI-Systemen

Neben den Risiken wurden auch die Chancen diskutiert, die sich durch den Einsatz von KI für den Einzelnen, aber auch für die Gesellschaft als Ganzes ergeben, wie z.B. eine in der Menschheitsgeschichte noch nie dagewesene Steigerung der Effizienz und Geschwindigkeit bei der Erledigung unterschiedlichster Aufgaben, sei es in der Schule, am Arbeitsplatz oder auch im privaten Bereich. Auch der Zugriff auf Wissen in Echtzeit in einer für uns Menschen leicht verständlichen Sprache oder in vielen Sprachen ist heute bereits Realität.

Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion über die Vor- und Nachteile von KI sowie über den praktischen und pragmatischen Umgang mit einzelnen KI-Tools und deren Anwendung im Alltag der Teilnehmer.

Die sehr heterogene Zusammensetzung der Runde in Bezug auf Alter, Beruf und Erfahrung mit KI-Tools hat eine sehr interessante Diskussion mit vielen Anregungen befördert.

Wie immer am Ende eines PhiloBrunches wurde die Veranstaltung mit einer Feedback-Runde abgerundet. So kann jeder Teilnehmer die Erkenntnisse und Anregungen der anderen Teilnehmer mitnehmen und ganz wie es zur „DNA“ von Ethica Rationalis gehört in seine Anwendung ethischer Prinzipien integrieren.

  • „Viele positive Seiten entdeckt, aber die Skepsis bleibt“
  • „Man muss im Austausch bleiben, mit vielen verschiedenen Blickwinkeln (z.B. mit der jüngeren Generation)“
  • „Positiv, aber wachsam bleiben“
  • „Große Herausforderungen (technisch, juristisch, aber auch bzgl. der ethischen Verantwortung)“
  • „Es kommt auf jeden einzelnen an. Wie verhalte ich mich ethisch?“
  • „Unendlich wertvolle Runde. Erkenntnis, dass KI die Hierarchien reduziert (z.B. in großen Unternehmen)“
  • „Soziale Medien (TIKTOK, Facebook und Co) verursachen sehr ähnliche Probleme wie KI“
  • „Erschrocken, als man gehört hat, dass Bots inzwischen Ersatz für Freunde geworden sind“
  • „Toll, dass in dieser Runde viele verschiedene Bereiche vertreten waren“
  • „Wir dürfen bei KI „keinen zurücklassen“
  • „KI einsetzen für Perspektivenwechsel“
  • „Kritisches Denken weiterhin sehr wichtig, aber man sollte sich gegenüber der KI nicht sperren“
  • „Runde hat meine Sicht auf Vorteile und Risiken von KI sehr geschärft“

 

Autoren: Das PhiloBrunch Organisationsteam von Ethica Rationalis