AlltagsethikEvents

Wie lässt sich eine lebenswerte Zukunft gestalten?

Über den Einklang von ethischen Prinzipien und nachhaltigem Handeln

Am 19. Januar 2011 trafen sich im Internationalen Begegnungszentrum der Wissenschaft München Studierende aus verschiedenen Disziplinen zum Kamingespräch mit Frau Dr. Angela Poech, Professorin für Entrepreneurship an der Hochschule München. In der gemütlichen und persönlichen Atmosphäre des IBZ-Clubraums wurden Fragen zur Einheit von ethischen Prinzipien und nachhaltigem Handeln, insbesondere im wirtschaftlichen Kontext, erörtert und im kleinen Kreis gemeinsam diskutiert.

Organisator war unser Kooperationspartner Sneep, das studentische Netzwerk für Wirtschafts- und Unternehmensethik. Das Netzwerk setzt sich in über 30 Lokalgruppen deutschlandweit dafür ein, dass bei Studierenden ein Bewusstsein und Wissen zu moralischen Fragen des Wirtschaftens geschaffen und Wirtschaftsethik an den Hochschulen viel stärker zum Thema gemacht wird. Das interdisziplinäre Netzwerk ist besonders universitär – von Studenten für Studenten – aktiv, ist dabei aber immer im kooperativen Austausch mit Unternehmen, NGOs, Vereinen und anderen studentischen Initiativen.

Im ersten Teil des Abends hielt Frau Poech einen Vortrag, um ihre These von der Einheit ethischen und nachhaltigen Handelns darzustellen. Sie bezog sich zunächst auf die Definition von Nachhaltigkeit, wie sie vor allem im zweiten Teil der Brundtland-Erklärung betont wird: dass Nachhaltigkeit eine Entwicklung bedeute, die die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen berücksichtige. Diese mehr qualitative Definition von Entwicklung zeige sich auch in neueren Instrumenten zur Messung von Wohlstand, wie es der Human Development Index tue: Dort würde nicht nur das Pro-Kopf-Einkommen als Ausdruck des materiellen Wohlstands einer Nation erhoben, sondern auch die Lebenserwartungen sowie Kriterien zur Ausbildung und zum lebenslangen Lernen.

Im nächsten Abschnitt zeigte sie an zwei praktischen Beispielen, welche Auswirkungen verantwortliches bzw. unverantwortliches Handeln auf die Nachhaltigkeit haben kann. Als Negativbeispiel zog sie die Hypo Real Estate (HRE) heran, eine Bank, die im Zuge der Finanzkrise ins Wanken kam und verstaatlicht werden musste, um eine Systemkrise abzuwenden. Die schwerwiegenden finanziellen Folgen von früheren Managementent-scheidungen müssten heute die Bürger tragen.

Als Positivbeispiel nannte sie Studiosus Reisen, Gewinner des Nachhaltigkeitspreises und ein Unternehmen, das sowohl ökologische als auch soziale (Mitarbeiter-)Ziele in den Vordergrund stelle und von daher einen sehr globalen, umfassenden und integrierten Ansatz zur Nachhaltigkeit pflege. Aufgrund dieser praktischen Beispiele versuchte Frau Poech aufzuzeigen, welchen inneren Zusammenhang es zwischen Nachhaltigkeit und ethischem, verantwortlichen Handeln gibt. Sie empfahl als konkrete und praktische Leitlinie die Goldene Regel, die von universaler Natur ist und in allen Religionen und Kulturen der Welt beheimatet ist: „Was du nicht wünschst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu“. Dabei betonte Frau Poech, dass die Schlüsselvoraussetzung die Fähigkeit zur Empathie sei, also die Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu kennen und zu steuern und dadurch auch die Gefühle und Motivationen anderer Menschen erkennen und berücksichtigen zu können.

Im Anschluss daran diskutierte die Referentin mit den Teilnehmern des Kamingesprächs, welche Facetten die Goldene Regel in Bezug auf ethisches oder nachhaltiges Handeln hat und inwiefern sie in Situationen wegweisend sein kann, die als ethische Dilemmata erlebt werden. Auch wurde erörtert, in welchem Ausmaß auf dieser Grundlage nicht nur individuell, sondern auch kollektiv Verantwortlichkeit und Nachhaltigkeit gefördert werden kann, und inwiefern die Goldene Regel durch objektive ethische Gesetzmäßigkeiten, die in einer Gesellschaft als Konsens gültig sind, ergänzt werden kann und muss.

Sneep dankt Frau Dr. Angela Poech ganz herzlich für den inspirierenden Vortrag und die anregende und kontroverse Diskussion im Anschluss. Veranstaltungen dieser Art helfen, dass Netzwerk von Menschen, die sich für die Themen wie Wirtschaftsethik und Nachhaltigkeit engagieren, noch enger zu knüpfen, Ideen auszutauschen und Synergien optimal zu nutzen.

Autoren: Redaktionsteam