AlltagsethikRezensionen

Über die Macht der Emotionen

Über die Macht der Emotionen von Francois Lelord und Christophe André

Was macht einen Menschen aus? Worüber definieren wir uns? Über unsere Gefühle! Aber Emotionen wie Liebe, Zorn oder Angst scheinen all unser Wissen, unsere sozialen Erfahrungen bisweilen Lügen zu strafen: Sie stürzen uns in Verzweiflung oder versetzen uns in Ekstase, begleiten oder verstärken unsere Erfolge und Niederlagen. Manchmal fühlt man sich seinen Emotionen fast schon schutzlos ausgeliefert, da sie unsere Wahrnehmung und unser Urteilsvermögen überschatten. Gleichzeitig können wir unsere Gefühle oft nicht eindeutig zuordnen, geschweige denn einschätzen, ob die Emotion, die wir in dem Moment empfinden, der Situation angemessen ist, oder nicht. Wir neigen dazu, etwas, nur weil wir es gerade so empfinden, als gegeben hinzunehmen – ohne uns zu hinterfragen oder vertieft zu analysieren.

Das erfahrene und über viele Jahre lang erfolgreich praktizierende Psychologenduo Lelord und André ergründet eine Auswahl der stärksten Emotionen, mit denen wir Menschen tagtäglich konfrontiert werden. Hier zuerst ihre Definition von Emotion: „Eine plötzliche Reaktion unseres gesamten Organismus, die physiologische (unseren Körper betreffend), kognitive (unseren Geist betreffend) und Verhaltenskomponenten (unser Handeln betreffend) enthält.“

Sie sprechen zu Beginn über den generellen Nutzen von Emotionen, um im Anschluss einige der Basisemotionen genauer zu analysieren und zu beleuchten. So erfahren wir etwa mehr über die Funktionen des Zorns sowie über mögliche Wege dagegen anzukämpfen – falls wir uns zu den Personen rechnen, die ihren Zorn nur schwer kontrollieren können. Die Autoren beleuchten nach und nach und sehr detailliert die folgenden Emotionen: Zorn, Neid, Freude, Traurigkeit, Scham, Eifersucht, Angst und Liebe. Jeder dieser Kapitel ist sehr strukturiert aufgebaut: Zuerst wird die jeweilige Emotion definiert, dann werden die einzelnen Ausprägungen der Emotion definiert, deren Sinn gesucht und am Ende bekommt man Tipps, wie man mit der jeweiligen Emotion besser umgehen kann, je nachdem, ob man eher zu viel oder zu wenig davon in sich verspürt. Die Autoren lassen regelmäßig Beispiele von realen oder fiktiven Personen (u.a. aus der Weltliteratur) einfließen, um die Vorstellungskraft des Lesers anzuregen – sie können als Spiegel dienen, um ähnliche Verhaltensweisen oder Charakterzüge in sich zu entdecken. Das macht das Buch im Übrigen auch so unterhaltsam – bis zu dem Punkt, an dem man über sich selbst herzhaft lachen muss!

Alles in allem ist die „Macht der Emotionen“ ein sehr nützliches Handbuch, wenn man sich selbst besser kennenlernen möchte und danach strebt, dem eigentlichen Kern der eigenen Persönlichkeit näher zu kommen. Natürlich nimmt es uns die Arbeit nicht ab, uns selbst in jeder Situation zu analysieren und zu beurteilen, welche Emotion gerade im Spiel ist, geschweige denn das schwierige Abwägen, ob die jeweilige Emotion, die wir gerade empfinden, legitim ist, oder ob wir gegen sie ankämpfen sollten. Diese herausfordernde Arbeit der Selbsterkenntnis, Selbstbeherrschung und –erziehung kann kein Ratgeber für uns übernehmen, aber das vorliegende Buch kann uns als Nachschlagewerk dienen, das uns in anschaulicher Weise an die menschlichen Grundemotionen heranführt, um diese für uns verständlich und nachvollziehbar zu machen.

Autoren: Redaktionsteam

 

ISBN – 13: 978-3-492-24631-6

ISBN – 10: 3-492-24631-1