AlltagsethikRezensionen

Die Kunst ein freundlicher Mensch zu sein

Die Kunst ein freundlicher Mensch zu sein von Stefan Einhorn

Freundlichkeit in unserer heutigen Gesellschaft ist ein zweischneidiges Schwert: Wir sehnen uns danach, freundlich behandelt zu werden. Wir tauen förmlich auf, wenn uns jemand im Verkauf oder Service alle Wünsche von den Augen abzulesen scheint. Wir genießen es, dieses kleine „Streicheln der Seele“, von dem wirinstinktiv wissen, dass es mit Respekt und Wertschätzung zu tun hat. Andererseits hat man mancherorts den Eindruck, es sei geradezu unmodern, freundlich zu sein. Warum wird man zuweilen sogar belächelt, wenn man diese schöne Tugend ins Gespräch bringt? Freundlichkeit, das wird im besten Falle als eine Art Luxus angesehen, eine Art Dekor, nicht wirklich zielführend und nicht wirklich nützlich. Schlimmer noch, wer freundlich und warmherzig agiert, wird oft als naiv und leicht übers Ohr zu hauen wahrgenommen. Er gilt als jemand, der noch nicht so richtig weiß, worum es geht im Leben, jemand, der netten Idealen nachhängt und dabei die Realität nicht mehr im Blick hat.

Stefan Einhorn, Arzt und Professor für Onkologie, verfolgt einen diametral anderen Ansatz, indem er davon ausgeht, dass uns Freundlichkeit (in seiner Auslegung ist damit hauptsächlich Empathie mit unseren Mitmenschen gemeint) persönlich wie auch beruflich wirklich voranbringen kann. Er spricht von der „ethischen Intelligenz“ des Menschen, einer Eigenschaft, die sowohl Verantwortungsgefühl, Verlässlichkeit, Fairness und Empathie umfasst. Eine Eigenschaft, die wie alle anderen Fähigkeiten im Leben ausgebildet, entwickelt und gefördert werden muss.

Jeder Mensch möchte, wie eingangs erwähnt, freundlich behandelt werden. Wir alle fühlen uns wohler in einer freundlichen Umgebung und mit liebenswürdigen Mitmenschen. Eigentlich sollte es für uns doch ganz natürlich sein, das, was für uns selbst suchen und wünschen, auch an andere weiterzugeben?

“Für mich“, schreibt Stefan Einhorn, „ist ein freundlicher Mensch jemand, der mit einem echten Sinn für moralisches Verhalten durchs Leben geht. Er hat stets die Menschen in seiner Umgebung im Blick, er kümmert sich um sie, ist ihnen zugewandt. Das ist nicht immer einfach. Ein freundlicher Mensch muss manchmal auf eine Weise handeln, die für andere unbequem ist. Er ist also alles andere als einfältig, sondern das Gegenteil: Er ist lebensklug und souverän, weil er – bewusst oder intuitiv – etwas wirklich Wichtiges verstanden hat: Was wir für andere tun, tun wir auch für uns selbst.“

Wenn Sie Stefan Einhorn zuhören möchten, wie er über die Tugend der Freundlichkeit spricht und dabei viele Beispiele aus seiner Berufspraxis erzählt, empfehlen wir Ihnen das folgende Video:

http://www.youtube.com/watch?v=dWfSvtK-upo

 Autoren: Redaktionsteam

 

Verlag: Hoffmann und Campe (2007)

ISBN-10: 3455500226

ISBN-13: 978-3455500226